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1. Madame van Beethoven
"Madamm v: Beethoven" wurde Ludwigs Mutter in Bonn genannt. Jedenfalls bezeichnet Gottfried Fischer sie so, ein 1780 geborener Bonner, in dessen Elternhaus an der Rheingasse die Familie Beethoven lange Zeit wohnte. Gottfried Fischer musste es also wissen.
Die Anrede Madame war im Rheinland lange vor der Napoleonischen Zeit um 1800 gebräuchlich, im Hochdeutschen wie im Dialekt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts veränderte sich allerdings die Färbung des Wortes. Laut "Rheinischem Wörterbuch“ konnte Madamm dann "meist spöttisch" eine "feine Dame reifern Alters" oder eine "hochnäsige Person" bezeichnen. Eine Frau, die sich nie ohne ihren Hund auf der Straße blicken ließ, wurde mit dem Titel Hongsmadämmche belegt.
Gottfried Fischer starb 1864; seinen Aufzeichnungen verdanken wir viele Einzelheiten über die Familie Beethoven – und über die Sprache Bonns! Wer in diesen hochdeutsch verfassten Texten nach rheinischen Fundstücken angelt, hat auf jeder Seite Erfolg: Bönnsch, Fischers Dialekt, schimmert immer wieder durch, ob er nun eine Schaukel Schöckel nennt oder eine Taufpatin als Taufgott bezeichnet (wobei das g als j zu sprechen wäre). Die Aufzeichnungen wurden 2006 von Margot Wetzstein herausgegeben.
Ludwig van Beethoven wurde 1770 geboren, seine Bonner Zeit endete 1792, als er nach Wien ging. Zwei Jahre später begann für das Rheinland die sogenannte Franzosenzeit. Wer auf die vielen französischen Lehnwörter in den rheinischen Dialekten blickt (Fassong, Filu, Plafong, Schäselong), glaubt schon mal leicht, diese Französismen seien den beiden Jahrzehnten um die Wende zum 19. Jahrhundert zu verdanken. Doo han se sich ävver en de Finger jeschnedde (ganz schön geirrt)! Die allerallermeisten französischen Lehnwörter im Rheinland waren hier entweder schon vor 1794 bekannt (wie Madame) oder sind hier erst nach 1814 angekommen. Beispielsweise dürften die Taat (Appeltaat, Prommetaat) oder das Trottewar schon zu Beethovens Zeiten im Bönnschen im Umlauf gewesen sein; Pate gestanden hatten französisch tarte und trottoir. Eine Bonner Madame konnte also zu Beethovens Zeiten durchaus einen Spaziergang durch die Stadt machen und dabei das Trottewar (wo es eins gab) benutzen, um sich im Anschluss bei einem erfrischenden Glas Wasser und einem leckeren Stück Taat zu erholen. Dann noch ein kleiner Spritzer Ottekolong (Eau de Cologne) – und schon war sie wieder bereit, ein wenig mit der Nachbarsfrau zu parlieren.
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