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9. Dreckspatzen und Schmutzfinken
Dreckspatz und Schmutzfink sind, wenn keine Vögel gemeint sind, Personen, die es an Sauberkeit fehlen lassen. Im Bönnschen kann das ein Dreckhammel sein; beim Dreckspüngel wird der schmutzige Eindruck noch dominanter. Ein Sauferke kommt der Drecksau schon nahe. Damit wären wir längst beim bönnschen Schimpfwortkatalog angelangt.
Bonnes gehört ebenfalls dazu, auch wenn viele dieses Wort nicht mehr kennen. Der Bonnes war einmal der kleinste Knecht oder die unterste Magd auf einem Bauernhof: Er oder sie musste den Schweinestall säubern; was das für die Arbeitskleidung bedeutete, kann man sich gut vorstellen. Bonnes ist oder war in einer landwirtschaftlich geprägten Welt angesiedelt, mancherorts in der Eifel wurden Kälber bestimmter Größe so genannt. Das "Rheinische Wörterbuch" informiert, dass Bonnes im Raum Bonn früher auch ein "dicker, draller, kleiner Junge" sein konnte. Wer von der unteren Sieg stammt, kennt Bonnes vielleicht als Bezeichnung für einen vertrockneten Nasenpopel.
Bonnes wurde mit einem geschlossenen o ausgesprochen, nicht mit einem offenen o wie in Tonne oder Sonne; dieses geschlossene o tendiert schon zum u, mancherorts war auch Bunnes zu hören. Was viele Einwohner*innen Bonns heute nicht mehr wissen: Auch der Name Bonn wurde früher mit diesem anderen o artikuliert, das wir im Hochdeutschen fast nur als langen Vokal kennen: oben, Sofa, wohnen. Wer hören will, wie Bonn zu Beethovens Zeiten im Dialekt klang, dem sei folgende kleine Übung empfohlen: Man beginne mit Bohne, lasse das e weg und verkürze dann den Vokal: Bonn! Sollte nun allerdings jemand fragen, ob sich Bonnes vielleicht von Bonn ableitet, müsste er sich den Vorwurf linguistischer Nestbeschmutzung gefallen lassen.