LVR-Institut für Landeskunde
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3. De Löck van höck

Das bönnsche Wort lögge bedeutet "läuten": Klocke können lögge. Zu Beethovens Zeiten konnte lögge aber auch "Leute" meinen (man müsste es also Lögge schreiben). Inzwischen nennt man in Bonn die Leute aber Löck, damit reimen sich nun Löck und höck "heute".

Über die sogenannte Franzosenzeit im Rheinland sind die dollsten Geschichten im Umlauf. Gern wird auf Häuser und Plätze gewiesen, in denen sich Napoleon aufgehalten haben soll. Gern werden Anekdoten über den französischen Kaiser erzählt … Was aber tatsächlich stimmt: So mancher Ort im Rheinland verdankt der französischen Verwaltung einen frühen, oftmals sogar ihren ältesten Dialekttext.

Denn die Franzosen ließen 1806–1808 das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn in die Dialekte des Rheinlands übersetzen. Leider sind bis heute nur wenige Übersetzungen wieder aufgetaucht, unter anderem die aus Kempen, Krefeld oder Neuss und, wie könnte es anders sein, auch eine auf Kölsch. Aufgespürt wurden diese alten Dialekttexte von den niederländischen Forschern Frens Bakker und Joep Kruijsen in Bibliotheken in Paris und Rouen.

Im kölschen Text des Gleichnisses ist von Arbeitern als "Arbeitslücke" die Rede, Frauen werden "Fraulücke" genannt. Gäbe es eine bönnsche Übersetzung, stünde anstelle des ü da möglicherweise ein ö; und statt des ck wäre vielleicht gg geschrieben worden. Auf jeden Fall hatten die bönnschen "Leute" zu der Zeit noch zwei Silben: Lögge (vielleicht auch Lügge).

In Lögge, regge "reiten" oder Zigge "Zeiten" zeigt sich ein Lautphänomen, das als rheinische "Velarisierung" bekannt ist. Eine Variante davon ist in höck, Huck "Haut", wick "weit" oder Zick "Zeit" zu hören. Lögge "Leute" hat sich in den letzten beiden Jahrhunderten dem Einsilber höck "heute" angepasst, in Köln sagt man inzwischen Lück und hück. Wer in Jörg Manholds "Rheinischen Redensarten" liest, stößt dort auf "Von andere Löcks Lädde ös jot Reeme schnegge", also: "Von anderer Leute Leder ist gut Riemen schneiden". Diese Lebensweisheit war nachweislich schon zu Beethovens Zeiten bekannt, aber sie klang in Bonn damals noch anders.

Lück und/oder Löck, hück und/oder höck – was heute alles im Bönnschen zu hören ist, wäre noch zu prüfen.

Literatur

  • Bakker, Frens/Kruijsen, Joep: Rheinländische Dialekte unter Napoleon (1806-1808). In: Alltag im Rheinland 2013, S. 53-68 (Zitate: S. 66/67).
  • Manhold, Jörg: Rheinische Redensarten. Der rheinische Glücksratgeber. Illustriert von Olaf Schumacher. Königswinter 2018 (Zitat: S. 144).