LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
Logo LVR

Knurschel, Plüschpromme und Jannsdruve – Rheinischer Obstsalat

Stillleben mit Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren, Blaubeeren und Brombeeren Schmecken bei warmen Temperaturen besonders gut.

Im Supermarkt kann man sie jetzt wieder finden: Knurschel, Plüschpromme und Jannsdruve. Was hier so exotisch klingt, sind die rheinischen Dialektbezeichnungen für ‚Stachelbeere‘, ‚Pfirsich‘ und ‚Johannisbeere‘.

Mit ihrem säuerlich-süßen grünen Fruchtfleisch ist die Stachelbeere etwa seit dem 13. Jahrhundert kulturgeschichtlich verbreitet, seitdem haben sich unterschiedliche Bezeichnungen für sie in den Dialekten des Rheinlands gebildet: Die Bezeichnung Gruschel (etwa ab der Benrather Linie bis in die Eifel) stammt vom lateinischen Pflanzennamen der Frucht grossularia und hatte ursprünglich ein deutlich größeres Verbreitungsgebiet (Rheinischer Wortatlas, Karte 7). Innerhalb dieses Areals findet sich, etwa im Sprachgebiet des Ripuarischen, zudem die Bezeichnung Knurschel, in der das rheinische Wort Knursch, welches für kleine, runde und verdickte Gegenstände verwendet wird (vergleiche etwa Wörter wie Knopf, Knauf oder Knubbel), steckt. Im Raum Bonn sind daneben auch noch die Varianten Krünschele, Krü(n)kele, Krüpele und Knübele (Rempel 2013) geläufig. Weiter im Norden im Kleverländischen ist die Frucht dann als Stechbeere bekannt, im südniederfränkischen Übergangsgebiet (zwischen kleverländischer Stechbeere und ripuarischer Knurschel) finden sich zudem viele Bezeichnungen, die auf -apfel enden (RhWB, Band 8, Sp. 555).

Stachelbeeren in grün und rot über- und nebeneinander gelagert Knurschel, Plüschpromme und Jannsdruve – leckeres und gesundes Obst im Sommer. zwei Pfirsiche, die hintereinander auf einem grünen Blatt auf dem Tisch liegen Johannisbeeren, die an zwei mehreren Ästen senkrecht vom Strauch hängen und durch die die Sonne scheint

Auch Plüschpromme sind ein beliebtes Obst im Sommer – und eines der Lieblingswörter der Rheinländer:innen. Bekannt sind sie im gesamten Rheinland, für Nicht-Dialektkundige und Nicht-Rheinländer:innen aber meist in Rätsel. Gemeint ist ein ‚Pfirsich‘. Grundwort ist die Promme ‚Pflaume‘, die samtene Haut, den Plüsch, hat dann aber wieder nur der Pfirsich.

Nicht zuletzt sind als kleiner Snack im Sommer die kleinen roten, saftig-süßen Johannisbeeren im Rheinland beliebt. Auch sie zählen zu den rheinischen Lieblingswörtern und heißen bei den Menschen im Rheinland Wiemelchen, Wiemelter, Wimmelchen, Gruschel oder Jannsdruve. Ursprung der ersten drei Bezeichnungen, die vor allem im Norden des Rheinlandes gängig sind, ist wînbere, die durch lautliche Anpassungseffekte zu wimer wurde. Jannsdruve verweist hingegen auf den 24. Juni, den Johannistag, an dem die Frucht reif sein soll. Auch die Bezeichnung Gruschel, die ja weiter oben schon als Name für die ‚Stachelbeere‘ genannt wurde, kann eine ‚Johannisbeere‘ meinen – allerdings meist mit dem Zusatz rote oder schwarze Gruschel, um eben eine Verwechslung mit der Stachelbeere zu vermeiden. Neben diesen drei großräumig verbreiteten Dialektbezeichnungen der Johannisbeere sind in kleineren Gebieten auch Krente (eigentlich Korinthe; Bergisches Land) sowie Strängchenbeere (von Strang) und Rote Beere (Kleverländisch) verbreitet. Diese werden allerdings stetig weiter von den Dialektwörtern Wiemelchen (in seinen Laut- und Schreibvarianten), Jannsdruve und Gruschel verdrängt.

Sicherlich gehört in einen rheinischen „Obstsalat“ noch einiges mehr an Früchten, vielleicht Bromele (Rheinischer Wortatlas, Karte 9), Worbel(ter) (RhWB, Band 9, Sp. 209 f.) oder Impel (RhWB, Band 3, Sp. 629 f.)? Egal, welches Obst Sie für Ihren Salat verwenden, lassen Sie ihn sich schmecken und genießen Sie das Wetter.

Literatur: