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Fuchsrote Haare

Ein Rotfuchs sitzt im Gras. Namensgebend für Rotschöpfe: der Fuchs © Margit Wallner auf Pixabay

Wann waren Sie zuletzt beim Friseur? In letzter Zeit tat man sich schwer, zeitnah einen Termin zu bekommen. Vielleicht haben Sie aus Verzweiflung auch schon selbst Hand angelegt und sich selber oder Familienmitgliedern die Spitzen geschnitten oder mit der Tönung aus dem Supermarkt die Haare im heimischen Badezimmer gefärbt.

Würde ein:e Rheinländer:in rotes Haarfärbemittel patentieren und verkaufen, würde vielleicht Fussich auf der Verpackung stehen. Fussich bedeutet „rothaarig“ und ist abgeleitet von der heute ausgestorbenen mundartlichen Aussprache von Fuchs; Fuss oder Foss.

Beitragende zu unserem Rheinischen Mitmachwörterbuch kennen auch Füssjen für ein rothaariges Kind. Dem wurde bestimmte Charaktereigenschaften zugeschrieben, teils positive, „Ein lustiges kleines Kind muss auch seinen Senf dazugeben.“ (Kommentar aus Köln-Porz), aber auch eher negative: "Datt ös e Fussich Julchen - soll heißen, daß jemand listig, verschlagen, geschäftstüchtig ist.“ (Kommentar aus Mechernich). Wahrscheinlich entstanden diese Konnotationen durch den Vergleich mit dem im Volksglauben als listig und hinterhältig geltenden Fuchs. Et fussich Julchen nennt sich auch eine Kölner Sängerin.

Zwei Beitragende nannten eine Redewendung, die Rothaarige verspottet: "Wenn der Fuss nach Hause kommt, dann ist die Mutter froh. Da brauchse keine Lampe mehr. Der Fuss der leuchtet so." (Kommentar aus Köln), alternativ "Wenn der Fuss nach Hause kommt dann ist die Mutter froh, denn sie braucht kein Petroleum mehr, der Fuss der leuchtet so." (Kommentar aus Remagen).

Das Wort fussich hat mittlerweile auch auf ganz andere Sachbereiche übergegriffen: laut eines Beitragenden bezeichnet man „[ü]berreifes Obst, welches gepunktet oder bräunlich ist (besonders bei Bananen) […] auch fussich.“ Diesen Vorgang bezeichnet man in der Linguistik als Bedeutungserweiterung.

Man sieht, Dialekt ist durchaus noch lebendig im Rheinland. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geschichte des Wortes fussich weiterhin gestaltet.

Literatur: