LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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„So ein Frierepitter!“

Foto einer vereisten Windschutzscheibe. Anzeichen für den ersten Frost des Jahres, Foto: kaboompics, Pixabay-Lizenz

Langsam aber sicher wird es kälter – in der Nacht liegen die Temperaturen teilweise unter Null, morgens muss man die Scheiben des Autos kratzen und tagsüber trägt man eine warme Jacke, Schal und Handschuhe. Und manch einer und einem ist nicht nur bei diesem Wetter ständig kalt, sondern eigentlich immer. Und für genau diese Menschen haben die Dialekte im Rheinland ein Wort geprägt, das auch heute noch in der regionalen Umgangssprache zu hören ist: Frierpeter (RhWB, Band 2, Sp. 809). Je nach Region unterscheidet sich die Lautung dieses Wortes ein wenig: In Dinslaken, Rees und Moers ist wohl vor allem die Variante Frierpit(ter) belegt, gleichzeitig aber auch Frizepitter sowie Fresepitter. In Gummersbach hingegen findet man dann die Form Frispitter oder auch Früspitter. Dabei bestehen diese Bezeichnungen immer aus zwei Bestandteilen: Zum einen einer Form des Verbs frieren (in der jeweiligen Variante des Ortes) und als zweitem Teil die rheinische Variante des Rufnamens Peter. Warum Peter in diesem (wie auch in zahlreichen anderen Bezeichnungen wie Pittermännchen, Pitterken oder Pittermesser) häufig verwendet wird, ist unklar (siehe Honnen 2018, S. 417). Auch in der regionalen Alltagssprache hat sich Frierpitter gehalten: Neuerdings trägt unser Oppa Socken im Bett. Dat is vielleicht en Frierepitter geworden.

Foto einer angereiften Fensterscheibe, die den Blick auf einen Garten freigibt. Für Frierepitter wohl der schönste Ort, mit Blick auf die kalte Landschaft, Foto: Anna Rye, Pexels-Lizenz

Aber nicht nur im Rheinland ist diese Form geläufig, auch in Westfalen kennt man natürlich Menschen, die immer frieren. Hier sind im Dialekt allerdings Formen (bis auf eine Ausnahme) ohne den Vornamen Peter bekannt: So findet man im Westfälischen Wörterbuch (Band 2, Sp. 857/858) die Einträge Fraisefijest ‚zum Frieren neigende, leicht frierende Person‘, Freiseküemel, Fröüsküddel oder Freisepeter. Die standarddeutsche Entsprechung Frostbeule scheint hingegen deutlich langweiliger, aber auch verständlicher, wenn nicht sogar sehr bildlich, denn beschrieben werden mit dem Wort die Beulen an Händen oder Füßen, die durch Frost entstanden sind.

Egal, wie ob Frierepitter oder nicht – kommen Sie gut durch die kalte Zeit!

Literatur:

DWDS. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart, hrsg. v. d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. [URL: https://www.dwds.de/].

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Herkunftswörterbuch der Umgangssprache an Rhein und Ruhr. Köln 2018.

RhMWb = Rheinisches Mitmachwörterbuch. Herausgegeben vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte Bonn. [URL: mitmachwoerterbuch.lvr.de].

Rheinisches Wörterbuch. […] hrsg. und bearb. von Josef Müller u. a. Bonn, Berlin 1928-1971. [URL: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=RhWB].

Westfälisches Wörterbuch. Herausgegeben von der Kommission für Mundart- und Namenforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Band II: D-G, bearbeitet von Robert Damme. Kiel/Hamburg 2011.