LVR-Institut für Landeskunde
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Sprache im Aktivismus

Am 09.08.2022 besuchten die Abteilungen der Alltagskultur und Sprache das Rheinische Braunkohlerevier. In Lützerath fand das Sprachteam eine Reihe interessanter sprachlicher Phänomene.

Aktivismusschilder in Lützerath

Die Aktivist:innen nutzen nicht nur deutsche Wortspiele, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen, sondern auch dialektal geprägte Sprache ("Hömma, dat is...") und Fremdsprachen. In der Bildergalerie finden sich Belege auf Englisch, Polnisch, Niederländisch und Französisch.

Dem Englischen, einer internationalen Lingua Franca, im Alltag zu begegnen, ist sicherlich keine Überraschung. Niederländisch und Französisch nehmen aufgrund der geographischen und kulturellen Nähe eine wichtige Position im Lützerather Aktivismus ein. Es ist also kein Wunder, dass man bei einem Besuch in Lützerath auch auf diesen Sprachen willkommen geheißen wird.

Ein bisschen schwieriger ist unter Umständen die Aufschrift No Woman No Kraj zu verstehen. Es handelt sich hier um ein Bekenntnis zur Solidarität mit Frauen in Polen (Solidarity with Strajk Kobiet - "Solidarität mit dem Frauenstreik"). Polens Gesetzgebung zu Schwangerschaftsabbrüchen wird aufgrund seiner Härte stark kritisiert. Natürlich spielt No Woman No Kraj auf Bob Marleys Hit No Woman No Cry an. Im jamaikanischen Kreol bedeutet dieser Titel übrigens "Nein, Frau, weine nicht" statt wie manchmal fälschlicherweise angenommen, man müsse ohne eine Frau nicht weinen. Kraj ist das polnische Wort für "Land" oder "Staat".

Die Begeisterung für das Wort "Doppelhaushälfte", geschrieben im internationalen phonetischen Alphabet (IPA), ist möglicherweise Sprachwissenschaftler:innen vorbehalten. Auf jeden Fall aber ist diese Bezeichnung für ein Baumhaus mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Mehr zu den Wortspielen auf den Plakaten und Aufklebern erfahren Sie im Blog auf "Dat Portal"!