LVR-Institut für Landeskunde
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Koronalisierung: Isch glaub dat nisch!

Auf der Karte ist zu sehen, dass die Koronalisierung im Süden des Rheinlandes wesentlich verbreiteter ist als im Norden.

Die "Koronalisierung" lässt den so genannten ich-Laut (den palatalen Frikativ ch) zu einem Zwischenlaut zwischen diesem und dem sch werden, manchmal auch zu einem reinen sch. Die Koronalisierung gehört heute zu markanten Merkmalen der gesprochenen Sprache im Rheinland und ist im Dialekt wie im gesprochenen Hochdeutsch zu hören, sie ist allerdings ein erst im 19. Jahrhundert auftauchendes Phänomen. Der Lobbericher Hauptlehrer Wilhelm Schmitz veröffentlichte 1893 ein Buch über die Dialekte zwischen Aachen und der Uerdinger Linie und meldet darin offensichtlich die Koronalisierung für Aachen und Umgebung: "[…] und hört man hier g und ch (auch wohl s) auffallend weich, ja stellenweise einem sch nahekommend […]" (Schmitz 1893, S. 150).

Menschen, die den ich-Laut koronalisieren, 'verraten' sich nicht selten dadurch, dass sie den sch-Laut auch dort zu meiden versuchen, wo er tatsächlich hingehört. Sie sprechen das sch dann "hyperkorrekt" als ch aus und sagen Fich statt Fisch oder Tich statt Tisch.

Die folgende Hörprobe (WAV-Datei, 0,96 MB) enthält je ein Sprachbeispiel aus den Dialekten von Tönisheide (Velbert-Tönisheide), Bernberg (Gummersbach-Bernberg) und Zons (Dormagen-Zons).

Zu hören sind darin nacheinander
ch ('Ich war ja noch ein Schuljunge')
Zwischenlaut ('Elektrische Zäune kannten wir noch nich(t)')
sch ('so richtig feierlich')

Die Koronalisierung wird ferner behandelt auf den Seiten:
Voreifler Alltagssprache
Neusser Hochdeutsch

Ausführlicher stellt die Autorin das Thema in einem Aufsatz der Zeitschrift "Alltag im Rheinland" (PDF-Datei, 258 KB) vor.

Sarah Nagel

Literatur: