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Das dicke L
Als "dickes" oder "dunkles" l wird eine Aussprachevariante des hochdeutschen l-Lautes bezeichnet, die insbesondere im Ripuarischen, Südniederfränkischen und im Ruhrdeutschen zu hören ist, in geringerer Häufigkeit aber auch im Kleverländischen. Der unterschiedliche Klang entsteht durch zwei verschiedene Zungenbewegungen: Bei der Aussprache des hellen, hochdeutschen l drückt die Zungenspitze gegen die oberen Schneidezähne. Dahingegen wölbt sich bei der Produktion des dunklen l der hintere Teil des Zungenrückens in Richtung des Gaumens, das Ergebnis klingt etwa so wie der Laut im englischen Wort well. In der Sprachwissenschaft spricht man hier von einer Velarisierung des Lauts (lat. velum palatinum = Gaumensegel).
Ob ein Sprecher das dicke l spricht oder nicht, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Generell hat sich in verschiedenen Untersuchungen gezeigt, dass der Laut meistens nur in bestimmten lautlichen Kontexten vorkommt, das heißt vor oder nach gewissen anderen Lauten. So wird er so gut wie nie am Anfang eines Wortes verwendet, wie in lachen, dafür oft am Ende eines Wortes, wie in Stuhl. Auch wird er gerne vor bestimmten Konsonanten eingesetzt, wie vor t, d, s, b oder p: Geld, selbst, als. Dagegen kommt er selten zwischen zwei Vokalen vor, wie in fallen.
Daneben gibt es aber auch gewisse Sprechervorlieben: Manche Dialektsprecher verwenden das dicke l häufig und nicht nur im Dialekt, sondern auch im Regiolekt oder wenn sie Hochdeutsch sprechen. Bei anderen kommt der Laut nur vor, wenn sie Platt sprechen; sobald sie sich beispielsweise mit einem Nicht-Dialektsprecher unterhalten, wird zum hellen l gewechselt. Von manchen wird der Laut aber auch im Dialekt selten verwendet.
In den folgenden Tonaufnahmen sind von demselben Sprecher jeweils ein Wort mit hellem l und ein Wort mit dunklem l zu hören:
Köln (MP3-Datei, 30 KB): Lehrer (helles l) ‒ Fall (dunkles l); zur gesamten Aufnahme: Köln 5
Bonn (MP3-Datei, 22 KB): Lus ('Lust', helles l) ‒ Jeld ('Geld', dunkles l);
zur gesamten Aufnahme:
Bonn
Charlotte Rein
Literatur:
- Michael Elmentaler/Peter Rosenberg: Norddeutscher Sprachatlas (NOSA). Band 1: Regiolektale Sprachlagen. (= Deutsche Dialektgeographie 113.1). Hildesheim/Zürich/New York 2015.
- Robert Möller: Erscheinungsformen der rheinischen Alltagssprache. Untersuchungen zu Variation und Kookurrenzregularitäten im "mittleren Bereich" zwischen Dialekt und Standardsprache. (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Beihefte 153). Stuttgart 2013.