LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Namen im Rheinland

Tagtäglich nutzen wir Namen – egal, ob wir Menschen mit ihrem Vor- oder Familiennamen (bei der Begrüßung) ansprechen, jemandem einen Weg beschreiben oder im Internet eine Adresse recherchieren.

Namen sind universell und kommen überall auf der Welt vor. Und dennoch unterscheiden sie sich häufig von Region zu Region– vergleicht man zum Beispiel die Namen von Personen, Orten oder Straßen im Rheinland mit denen in Bayern oder in Norddeutschland, wird dies schnell deutlich: Zahlreiche regionale Berufsbezeichnungen im Rheinland präg(t)en viele Familiennamen (Faßbender, Küppers, Schmitz) und naturräumliche Besonderheiten die Orts- und Straßennamen (Hangelar, Slousendyck, Winnekendonk).

Straßenschild mit der Aufschrift Im Wingert Häufiger Straßenname im Rheinland - er geht auf die regionale Bezeichnung für einen Weinberg zurück.

Und auch bei Vornamen fällt dies auf, denn von vielen Rufnamen gibt es typische rheinische Kurzformen wie etwa Mia, Hennes oder Pitter. Häufig entwickel(te)n sich zu Vornamen regionale Varianten, die im Alltag statt der offiziellen Vornamen verwendet werden. Dabei unterscheiden sich diese jeweils von Region zu Region: Wer Jupp Schmitz heißt, wird aller Voraussicht nach im Rheinland geboren sein, jemand mit dem Namen Sepp Maier hingegen wohl eher im Süden Deutschlands. Jede Region hat in der Vergangenheit zudem 'typische' Familiennamen hervorgebracht; Schmitz ist der Inbegriff eines rheinischen Namens, daneben gibt es noch viele weitere regionaltypische Familiennamen im Rheinland, denen unterschiedliche Ursprünge zugrunde liegen können.

Auch Ortsnamen spielen in der regionalen Namenforschung eine große Rolle. Sie sind häufig besonders alt und seit vielen Jahrhunderten belegt – teilweise in Urkunden, Rechnungsbüchern oder alten Karten. Oftmals kommt aufgrund ihres hohen Alters daher auch die Frage nach ihrer Herkunft und Bedeutung auf. Diese ist allerdings nicht immer einfach zu beantworten. Denn selbst bei jenen Namen, die direkt verständlich zu sein scheinen, müssen volksetymologische Deutung und tatsächliche Bedeutung nicht übereinstimmen. Zur Klärung von Bedeutung und Herkunft des Namens ist so auch immer ein Blick in die Sprachgeschichte und in historische Texte und Dokumente notwendig: Der Flurname Blech etwa, der im Rheinland häufig vorkommt, hat nichts mit Metall zu tun, sondern bedeutet stattdessen ‚offener Platz, freie Stelle im Wald, kleine Parzelle‘.

Klingelschild eines Mehrfamilienhauses mit vielen Familiennamen, unter anderem Domanski Familiennamen mit der Endung -ski kommen besonders im Ruhrgebiet häufig vor - die Familien der Träger*innen dieser Namen haben ihre Wurzeln in Polen.

Und nicht nur Personennamen sind oftmals regional geprägt, auch Ortsnamen, darunter etwa Straßennamen, unterscheiden sich von Region zu Region. In nahezu jeder (größeren) Stadt kennt man wohl eine Hauptstraße, Dorfstraße, Schulstraße oder Bahnhofstraße. Daneben gibt es aber auch Straßennamen, die einen regionaltypischen Namen aufweisen und in einigen Gegenden Deutschlands häufiger vorkommen, als in anderen. Im Rheinland ist dies neben Am Bongert und Im Siefen/Im Siepen wohl auch die Pützgasse.

Ihr Ursprung kann einerseits bei der Benennung nach einem nahegelegenen Ort liegen. Andere regionalspezifische Straßennamen beruhen auf alten Flurnamen; diese sind häufig sehr alt und spiegeln daher oft noch mundartliche Wörter wider, die es im Hochdeutschen nicht gibt.

Zu den Ortsnamen gehören auch Namen von Gewässern (sogenannte Hydronyme). Bei diesen handelt es sich zumeist um die ältesten Namen einer Region, denn grade die Namen von langen Flüssen waren bereits früh in der Sprache der Umgebung bekannt, da sie als Orientierungspunkte in der Landschaft galten. Zudem wurden sie häufig in die Sprache neuer Siedler*innen übernommen. Damit stammen die Bezeichnungen unserer heutigen Gewässer oftmals nicht aus der Sprache oder dem Dialekt, der aktuell an den Ufern gesprochen wird, sondern reicht deutlich weiter zurück in ältere Sprachstufen, stammt aus einer verwandten Sprache oder einem anderen Dialekt.

Hofnamen bilden noch einmal eine besondere Gruppe von Namen, denn sie können als Bindeglied zwischen Ortsnamen (Toponymen) und Personennamen (Anthroponymen) angesehen werden. Sie bezeichnen zwar einen ein landwirtschaftliches Gebäude (Höfe, Katen, Kastelle, Kotten), gleichzeitig tragen aber die Besitzer*innen häufig den gleichen Namen oder der Hof ist nach seinen Besitzer*innen, deren Beruf oder nach bestimmten Eigenschaften des Hofes oder seiner Lage benannt worden. Nur das Studium historischer Aufzeichnungen und sprachhistorische Forschungen können jeweils klären, welche sprachliche Beziehung zwischen den Besitzer*innen und dem Hof existieren.

Bildnachweise

  • "Im Wingert", fotografiert von Sarah Puckert (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte).
  • "Klingelschild", fotografiert von roternagellack, unter CC BY-NC 2.0-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht, Quelle: flickr.com.