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Dialekt à la carte: Tisch
Wortkarte "Tisch" aus dem Dialektatlas Westmünsterland – Achterhoek – Liemers – Niederrhein
a) Begriff
Die Zeichnung im Fragebogen war eindeutig und lieferte keinerlei falsche Antworten. Erwartet werden konnten Lautvarianten von niederländisch tafel und niederdeutsch Disk.
b) Heteronymik
Die deutsche Standardform Tisch findet sich vereinzelt an drei Belegorten als Zweitmeldung (Vreden, Heiden, Anholt); die niederländische Standardform tafel kommt nirgendwo vor, doch finden sich die Lautvarianten Toofele (östlicher Achterhoek), Toffel (Kleverland) und Toofel (Liemers, westlicher Achterhoek und Elten-Emmerich-Praest). Im Westmünsterland zeigt lediglich der Grenzort Ammeloe noch eine Reliktmeldung von Toofel; die Befragung zum Deutschen Sprachatlas von 1880 hatte für das westmünsterländische Grenzland im Raum Bocholt und Zwillbrock-Gronau noch eine ganze Reihe von Toofel-Meldungen erbracht (vgl. Kremer 1979, Teil 2, 208).
Im Übrigen zeigen die Belegorte im Westmünsterland und am rechten Niederrhein sowie in den Orten Goch, Xanten und Rheinberg Varianten von Disk, die folgende Arealbildung aufweisen: am Niederrhein Desch, Des, im Raum Bocholt-Reken Dis, im Altkreis Ahaus überwiegend Disk oder Disch.
c) Wortgeographische Deutung
Im niederländischen Teil des Untersuchungsgebietes halten sich natürlich, gestützt durch die Standardsprache, Varianten von Toofel; diese gehen im deutschen Teil des Untersuchungsgebietes offensichtlich zurück: In ausschließlicher Verwendung begegnen sie uns nur noch im westlichen Kleverland, im übrigen Untersuchungsgebiet erscheinen die von der Standardsprache gestützten Varianten von Disk. Die eigentlichen Standardformen treten jedoch noch nicht auf (von drei deutschen Ausnahmen abgesehen).
Ludger Kremer
Literatur:
- Ludger Kremer: Grenzmundarten und Mundartgrenzen. Untersuchungen zur wortgeographischen Funktion der Staatsgrenze im ostniederländisch-westfälischen Grenzgebiet. Teil 1: Text, Teil 2: Tabellen und Karten. (= Niederdeutsche Studien 28). Köln/Wien: 1979.